Anders Altern
Michelle Frey
Hochschule Darmstadt
2023
B.A.: Motion Pictures, Film, Dokumentation
Im Dokumentarfilm „Anders Altern” (AT) sprechen lesbische Frauen über das queere Leben und Lieben im Alter. Menschlich und nahbar soll den Protagonistinnen Raum gegeben werden von sich zu erzählen – etwas, was für sie lange Zeit nicht selbstverständlich war. Noch immer leben viele ältere Menschen der LGBTQIA+ Community versteckt und in Angst, da sie aus einer Zeit kommen, in der Homosexualität keineswegs offen auslebbar war. Der Film soll ihnen eine Stimme geben, die über mehrere Generationen gehört werden soll. Der Fokus des Projekts liegt auf der Brücke zwischen Jung und Alt. Die Geschichten sollen zeigen, dass eine Verbindung zwischen den Generationen möglich und sogar wünschenswert ist, da durch respektvollen Austausch viel voneinander gelernt werden kann. Das Bewusstsein und Verständnis für die Älteren muss gestärkt werden, da sie es waren, die den Weg für die jungen queeren Menschen geebnet haben. Queerness ist kein Phänomen der Jugend!
Die Protagonistinnen sprechen nicht für alle alten Menschen der LGBTQIA+ Community – und das sollen sie auch nicht. Es ist wichtig, Kontraste aufzuzeigen, indem unterschiedliche Personen Platz finden. Der Weg des Alterns steht dabei nicht im Vordergrund – denn den einen Weg gibt es nicht. Sicherlich gibt es Ängste, die diese Menschen verbindet, aber jede Erfahrung ist individuell. Es wurden bereits drei Interviews mit Frauen aus Berlin und Eschborn geführt, deren Geschichten unterschiedlicher nicht sein könnten. Während die eine 1979 den ersten Christopher-Street-Day (CSD) in Berlin miterlebt und ihre Jugend in queeren Undergroundbars verbracht hat, ist die andere der Community fremd und bezeichnet sich selbst gar nicht als lesbisch – obwohl sie 30 Jahre lang mit einer Frau zusammen war.
Eine Stadt wie Berlin bietet viele Zusammenkünfte queerer Menschen jeglichen Alters. Kleinere Städte hingegen bedienen entweder jung oder alt. Ein Austausch kann also gar nicht stattfinden. Das Ziel über den Dokumentarfilm hinaus ist es, den allgemeinen Diskurs zwischen den queeren Generationen zu ermutigen und gegenseitiges Verständnis herzustellen – vor allem in Umgebungen, in denen es nicht gewährleistet ist. Alle bisherigen Treffen (ob Kennenlernen oder Interviewdreh) waren für alle Beteiligten unfassbar bereichernd. Sowohl für uns als Filmteam – bestehend aus vier queeren Frauen in ihren Zwanzigern, als auch für die 60- bis 80-jährigen Frauen, die sich über die Bereitschaft und das Interesse der Jüngeren freuen. Uns ist es wichtig, diese Kontakte zu halten und ihre Geschichten weiter zu erzählen, denn: wer weiß, wie lange sie uns noch erhalten bleiben. Der Dokumentarfilm handelt von Menschen, die inspirieren. Menschen, die trotz ihres Alters nie aufhören möchten zu lernen und zu entdecken. Menschen, die offen queer leben können. Menschen, die anders altern.