Saisonarbeit in Deutschland hat eine tief verwurzelte „Tradition“. Die Nutzung von Menschen aus den Ostregionen als „billige Arbeitskraft“ ebenso. Ein gängiges System mit repetitiven Strukturen, die grundlegend für die Migrations- und die damit verbundenen Arbeitsmarktpolitik sind, die seit über 150 Jahren mit immer denselben Fragen und Antworten geführt wird. Die Arbeit „Erntefrisch“ hinterfragt diese Kontinuitäten am aktuellen Beispiel von rumänischen Erdbeerpflücker_innen und setzt sie in Verbindung mit den historischen „Nutzungsmustern“ von Arbeitskräften in der Landwirtschaft. Dabei handelt es sich um einen ethnisierten Arbeitsmarktsektor, bei dem migrantische Arbeitskräfte als flexible Reserve-Armee gesehen werden und systematischer Benachteiligung sowie Diskriminierungsstrukturen unterliegen, die bis heute fortwirken.
Der Film „Well come to the Beach“ enthält eine Mischung aus 2D- und 3D-Animationsstilen und konzentriert sich auf die Auswirkungen von Plastik, insbesondere von Plastik für massenkonsumierte Verpackungen, auf das Leben von Vögeln und Schildkröten.
Die Arbeit behandelt die Bedeutung von Farbe in unterschiedlichen historischen Kontexten, sowie ihre Auswirkungen, insbesondere auf die Produktion rassifizierter und gegenderter Identität. Ich behandele Farbe dabei nicht als passive Qualität von Objekten oder Bildern, sondern als Akteurin, die historisch in Machtverhältnisse eingebunden ist und aktiv an der Produktion der Realität teilnimmt. Das Ziel ist es, die Regeln und Verwendungen bestehender visueller Praktiken mit Farbe deutlich zu machen, um auf kritische Formen der Bildproduktion jenseits von Strukturdominanz hinweisen zu können. Es gibt viele verschiedene Berichte über Farbe, diese Arbeit ist größtenteils eine Erzählung von einigen dieser Geschichten.
26 Orte früher Konzentrationslager. Orte ohne Gedenken. In ihrer Abschlussarbeit begibt sich Magdalena Bernard auf die Reise zu ihr unbekannten Orten überall verteilt in Deutschland und in Polen. Über 6000 Kilometer legt sie zurück, um diese Orte aufzusuchen und sichtbar zu machen. Sie geht auf eine Spurensuche, fotografiert und filmt diese Orte und die Fahrten dort hin, forscht in Archiven um sich ein Bild zu den Umständen in den Lagern zu machen und spricht mit verschiedenen Menschen über Erinnerungskultur und darüber warum an einige Orte und Geschichten erinnert wird, während gleichzeitig viele andere in Vergessenheit geraten. Wer prägt die Erinnerungskultur? Welche Rolle spielen politische und gesellschaftliche Einflüsse bei der Gestaltung des kollektiven Gedächtnisses? Nicht zuletzt weist sie darauf hin, dass diese Orte für sie stellvertretend für all die vielen Orte rechter Gewalt stehen, die vergessen wurden und die neuen, die jeden Tag dazukommen, und fragt sich selbst und andere, wie man heute an diese Orte erinnern kann.
Silent Strings handelt vom verborgenen Wirken der Textilherstellung und Handarbeit. Thematisiert werden sowohl die Raumfahrt als auch Care Arbeit und Computercode. Die Ausstellung wirft einen Blick zurück auf deren Wurzeln – radikal im Wortsinne -, nimmt aber auch Bezug auf die Region Nordhessens.
Interaktives VR-Serious-Game; 25:00 Minuten, Planet Pubertät: Menstruation richtet sich an Kinder und Jugendliche jeden Geschlechts im Alter von 9-14 Jahren
Die Hälfte aller Menschen menstruiert im Lauf ihres Lebens. 90% aller Menstruierenden leiden unter Menstruationsbeschwerden. Eine frühzeitige Aufklärung vor der ersten Menstruation kann diese Zahl verringern, mehr Lebensqualität schenken, Gelder im Gesundheitssektor sparen und für mehr Gleichberechtigung sorgen. Durch die Verwendung von Virtual-Reality Brillen wird ein geschützter Raum geschaffen, Gruppendynamiken ausgeblendet, ggf. die Weitergabe von Tabuempfindungen durch Lehrende unterbrochen, Außenreize reduziert und das erlebte von den Nutzer*innen als eigene Erinnerung abgespeichert.
Begleitet von Nova, einem circa 11 Jahre alten Sternen-Mädchen bewegen wir uns in sechs Kapiteln auf und im Planet Pubertät. Dabei erklärt uns die Stimme aller Menstruierenden was es mit der Menstruation und den Zyklus auf sich hat. Da Nova vor kurzem selbst das erste Mal menstruierte kann sie bereits ein paar nützliche Tipps und Tricks beisteuern. Wir entdecken die Planetenoberfläche im Weltall, eine Höhle sowie die Unterwasserwelt des roten Ozeans. Dabei lernen wir, dass die Hälfte aller Menschen im Laufe ihres Lebens menstruiert, wie der Zyklus in den Geschlechtsteilen funktioniert, welche Auswirkungen Hormone auf unsere Gefühle haben, welche Beschwerden während des Zyklus auftreten können und wie wir diese lindern können. Außerdem werden verschiedene Hygieneprodukte vorgestellt und gemeinsam darüber nachgedacht, warum so wenig Menschen offen über Menstruation sprechen. Das Spiel endet mit einem Feuerwerk, mit dem Nova und die Nutzerin feiern, dass sie, wenn sie möchten durch ihre Menstruation die Superkraft besitzen, Kinder zu bekommen.
Die Suche nach seiner eigenen Vergangenheit führt Leonard Volkmer von Berliner Darkrooms über Clubs in der spanischen Hauptstadt bis in das Archiv einer provinziellen Psychiatrie. Titelgebend ist eine Kurzgeschichte von Nikolai Gogol, in der sich der Protagonist immer weiter in seinem psychotischen Wahn voranschreitend eines Tages für den König von Spanien hält, ein St. Petersburger Irrenhaus schließlich sogar als den Königlichen Palast in Madrid missinterpretiert. Was daraus in mehrjähriger Arbeit entsteht, ist ein Film, der vor allem das Spannungsfeld zwischen Individuum und Gesellschaft eröffnet. Zwischen Psychiatrieberichten erzählt ein autosoziobiografischer Text von den Ereignissen, die vorzeitig in einer Einweisung enden. Fotografien aus dieser Zeit werden neben neu entstandenen Video- und Soundaufnahmen montiert. Letztere sind das Resultat einer selbstermächtigenden Rückkehr an die damaligen Orte.
In dem Zeitraum zwischen Frühling und Winter 2022 kam es in einigen europäischen Großstädten zu mehr als 20 Protestaktionen, in deren Zentrum zwar berühmte Kunstwerke standen, diese allerdings nicht direkt zum Thema hatten. Bei den Aktionen ging es darum Aufmerksamkeit für die gegenwärtigen und zukünftigen Folgen der Klima-Katastrophe zu erzeugen.
Diese Aktionen waren ein besonderer Ausdruck der Dringlichkeit, die angesichts der Notwendigkeit von politischen Veränderungen herrscht.
In „Die Grenzen des guten Geschmacks“ geht es um jene Momente, in denen die scheinbare Überschreitung angeblich verbindlicher Grenzen des ästhetischen sowie moralischen Geschmacksempfindens sich in diesen Protestformen eindrucksvoll kreuzen und die öffentliche Wahrnehmung derartig stark strapazieren.