Für Laura Därr wird die Kopie selbst zum Thema und künstlerischen Mittel in der Auseinandersetzung mit den Wechselwirkungen zwischen digitaler und realer Identität. Digitale Suchergebnisse des eigenen Namens evozieren gleichzeitig Fremdheit und Wiedererkennen. Für die Arbeit “understanding the algorithm” stellt Laura Därr den digitalen Content von gleichnamigen Personen nach und spielt diese Inszenierungen ins Netz zurück. Diese Art der Infiltration der Algorithmen entspricht der Methodik der übergeordneten Recherche, die das Internet als künstlerisches Display untersucht und Möglichkeiten auslotet, wie sich Künstler:innen diesen Raum über die Vermarktung hinaus aneignen und kontrollieren können.
Kinky Karaoke Death Dungeon ist eine interaktive, immersive Soundinstallation. Eine regelbasierter Score führt zwei Teilnehmer*innen durch eine reaktive Klanglandschaft, in der queere, spielerische Erlebnisse durch Sprechen und das Ziehen von Tarotkarten eröffnet werden. Die Stimmen der Spieler*innen werden live transformiert und switchen und verbiegen sich zwischen verschiedenen Geschlechts-Expressions. Innerhalb des Stücks verhandeln die Spielenden Konsens und werden eingeladen, mit ihren (Körper-)Stimmen zu experimentieren.
Zwei Außenseiter*innen treffen sich immer an demselben Ort, um dort gemeinsam einsam zu sein. Zwischen der Monotonie des Alltags und dem Gefühl, nirgendwo richtig hinzugehören, sind sie füreinander da.
Ich erschaffe keine Räume. Nie gegenwärtig und immer da, seit 14 Mrd. Jahren, die zeitliche Räumlichkeit. Subchronische, depersonalisierte Lebensnotwenigkeit in Milliarden, bevölkert von jenen, umkämpft. So auch von mir. Für Kunst und Eigen-Sinn eigne ich öffentliche Zeit-Räume an, die anderen sind entweder zu unsichtbar oder zu teuer, mit Blut getränkt und Körpern begraben. Notgedrungen und schlecht vorbereitet krieche ich im Versorgungstunnel der institutionellen Gewalt, schiebe meinen Kram voran und halte eine Schippe Resilienz dagegen. Der Definition nach sind die Öffentlichen „für alle hörbar, sichtbar, nicht geheim wie das Ärgernis und für die Allgemeinheit zugänglich, nutzbar“. Grandios, der beispielhafte Bezug zum Ärger. Entsprechend den unsozialen Netzwerken, in denen alle gemein(t) sind. Letztlich stellst du dich aus. Eine hoffentlich klügere, objekthafte Variante von dir. Gewiefter als du und ich, kann das Es dem Autor entkommen und qualifiziert sich so, um der Nachwelt erhalten zu bleiben. Sich Entkommen, das wäre beidem, dem Autor seinem Werk, zu wünschen. Doch zuvor Schleppen wir die Dinge und uns herum. Der Transport ist daher das wesentliche Thema. Er ist das Leben selbst. Bewegungswesen bewältigen ihren Elektronenfluss. Alles ist Transfer. Prozess. Stillstand ist der Tod. Und die Zeit, dieser befremdliche Raum zerstört alles. Es und er sind das Gewicht der Zeit im Kosmos, das diesem die Endlichkeit aufzwingt. Unser Stillstand bewegt sich auf uns zu, bohrt sich in uns hinein. Wir sind sein Resonanzkörper, seine Masse zerdrückt das größte Organ, seine Ketten quetschen und werfen Falten und Hämatome. Gewichtige Performance synchron getaktet. Wir sind Uhren und wir bauen Uhren.“
Ausstellung „DejaVu Tabula Rasa“ 12.–29.01.2024
Programm: Installationen zum rasenden Stillstand, zur Prokrastionation und zur Endzeit 12.01.2024, 19 Uhr 17.01.2024, 19 Uhr 19.01.2024, 19 Uhr 24.01. 2024, 19 Uhr 26.01.2024, 19 Uhr
Performance „Gravity of Time“ 28.01.2024, 19 Uhr
Workshop „Photons and Time of Flight – Lidare mit Solarzellen betreiben“ 29.01.2024, 10 Uhr
„Wer hat Angst vor den zitternd-stromgierenden LED Spinnen? In dieser Mockumentary wird Tradition und Tierwohl bei der Haltung der Leuchtdioden-Spinnen hinterfragt. In einem menschenentleerten Zeitalter auf dem sich die saftigen Windowshügel auf dem Macintosh breit machten, zogen Watt-hungrige Spinnentiere umher. Die Lösung war eine Domestizierung, auf die der Almauftrieb und die Befestigung der Glocken folgte, zur Kontrolle und Überwachung diese energiefressende Bedrohung. Aber ist diese Praxis, die längst zur Tradition geworden ist, noch tragbar? Gelehrte, wie Philip K. Dick stellten bereits diese tiefgreifende Frage nach den Träumen elektronisch-einfacher Lebensformen. Obgleich er ein Mensch war, steht diese Frage heute mehr den je im Fokus der intelligent-künstlichen Zivilisation.
Mykket Morton. Vier junge Musiker, eine Band. Ihr großer Traum: Erfolgreich sein und von der Musik leben können. ACH UND KRACH ist das Porträt einer weitgehend unbekannten Band in einer Stadt in Deutschland. Junge Männer, die sich mit Nebenjobs über Wasser halten und für die Musik leben; deren Partnerschaften, Freundschaften und Familien oft zum Nebenschauplatz werden, wenn das Projekt Band einen Großteil der freien Zeit vereinnahmt. Wie weit ist jeder einzelne bereit, für persönliche Erfüllung und Erfolg zu gehen?
Saisonarbeit in Deutschland hat eine tief verwurzelte „Tradition“. Die Nutzung von Menschen aus den Ostregionen als „billige Arbeitskraft“ ebenso. Ein gängiges System mit repetitiven Strukturen, die grundlegend für die Migrations- und die damit verbundenen Arbeitsmarktpolitik sind, die seit über 150 Jahren mit immer denselben Fragen und Antworten geführt wird. Die Arbeit „Erntefrisch“ hinterfragt diese Kontinuitäten am aktuellen Beispiel von rumänischen Erdbeerpflücker_innen und setzt sie in Verbindung mit den historischen „Nutzungsmustern“ von Arbeitskräften in der Landwirtschaft. Dabei handelt es sich um einen ethnisierten Arbeitsmarktsektor, bei dem migrantische Arbeitskräfte als flexible Reserve-Armee gesehen werden und systematischer Benachteiligung sowie Diskriminierungsstrukturen unterliegen, die bis heute fortwirken.
Der Film „Well come to the Beach“ enthält eine Mischung aus 2D- und 3D-Animationsstilen und konzentriert sich auf die Auswirkungen von Plastik, insbesondere von Plastik für massenkonsumierte Verpackungen, auf das Leben von Vögeln und Schildkröten.
Die Arbeit behandelt die Bedeutung von Farbe in unterschiedlichen historischen Kontexten, sowie ihre Auswirkungen, insbesondere auf die Produktion rassifizierter und gegenderter Identität. Ich behandele Farbe dabei nicht als passive Qualität von Objekten oder Bildern, sondern als Akteurin, die historisch in Machtverhältnisse eingebunden ist und aktiv an der Produktion der Realität teilnimmt. Das Ziel ist es, die Regeln und Verwendungen bestehender visueller Praktiken mit Farbe deutlich zu machen, um auf kritische Formen der Bildproduktion jenseits von Strukturdominanz hinweisen zu können. Es gibt viele verschiedene Berichte über Farbe, diese Arbeit ist größtenteils eine Erzählung von einigen dieser Geschichten.